Begabtenförderung in Österreich

In Östereich wird in der Begabtenfördeung zwischen Förderansätzen innerhalb der Institution Schule und außerschulichen Angeboten der individuellen Förderung unterschieden.

Schulische Förderung von hochbegabten Kindern in Östereich

Innerhalb der schulischen Begabtenfördeung werden heute die Prinzipien der Differenzierung und Individualisierung praktiziert. Die Schüler werden an ihrem Entwicklungsstand abgeholt, an dem sie gerade stehen.

Indiviuelle Förderung entsprechend ihrer Möglichkeiten, Potentiale und persönlichen Interessen fließt zu großen Teilen in den Unterricht ein. Anforderungen des Lehrplans werden komprimiert und an das Leistungsvermögen der Schüler angepasst.

So kann der Lernstoff in kürzerer als der Regelzeit durchgearbeitet werden und es bleibt Zeit, für zusätzliche Lerneinheiten. Mann spricht bei dieser Lernmethode vom Curriculum Compacting. An Östereichs Hochbegabtenschulen wird auch das sogenannte Drehtürmodell angewendet.

  • Diese Lernform ist dadurch gekennzeichnet, dass sich hochbegabte Schüler für eine begrenzte Zeit aus dem Regelunterricht entfernen können. In dieser Zeit nehmen sie an weiteren Projekten Teil.
  • Nach Abschluss dieser Projekte kehren sie in den Regelunterricht zurück. Durch dieses Fördermodell wird den Schülern sehr schnell eine Erweiterung ihrer Sichtweise auf den Lernstoff vermittelt.

Akzelerierende Fördermaßnahmen fließen ebenfalls in die Methodik der Begabtenförderung ein. Hierbei soll die Zielsetzung das beschleunigte Lernen sein. Bereits im Kindergarten werden Hochbegabungen gesichtet und die Kinder erhalten ihre Einschulung vor dem regelhaften Zeitpunkt ihrer Altersgenossen.

Später ist es den Kindern möglich, einzelne Klassenstufen zu überspringen. Dies ist auch an der Nahtstelle zu einer weiterführenden Schulform möglich. Ebenso können hochbegabte Schüler das oft und gerne praktizierte Teilspringen für sich nutzbar machen. Bei dieser Form der Förderung besuchen die Schüler nur in ausgewählten Fächern Unterrichtseinheiten höherer Jahrgangsstufen.

Außerschulische Förderung von hochbegabten Kindern in Östereich

Neben der schulischen Förderung von hochbegabten Kindern und Jugendlichen bietet Östereichs Bildungslandschaft zahlreiche ausserschulische Fördermöglichkeiten an. So lassen sich in Museen, Sportvereinen und pädagogischen Musikinstitutionen zahlreiche Förderangebote finden.

Ein besonders Programm an Östereichs Universitäten nennt sich „Schüler an die Unis“. In diesem Programm können sich nicht nur hochbegabte sondern auch interessierte Schüler in Kurse und Vorlesungen eintragen lassen und diese als Gasthörer besuchen.

Im späteren univrsitären Studium werden diese Kurse in voller Gültigkeit auf das Studium angerechnet. Für die Schüler in den höheren Klassen, besteht die Möglichkeit an Olympiaden und wissenschaftlichen Wettbewerben teilzunehmen.

Die Hochbegabtenfördeung in Östereich endet jedoch nicht bei Beendigung der schulischen Ausbildung. An der Hochschule bieten sich für Studierende zahlreiche Angebote. Von der vorzeitigen Studienaufnahme über finanzielle Förderprogramme bis zum Auslandsaufenthalt steht eine Vielzahl von individuellen Förderungen für die Studierenden bereit.

Was gilt es bei der Förderung eines hochbegabten Kindes zu beachten?

An aller erster Stelle steht immer mit Sicherheit die Erhaltung des Kindseins. Nicht selten werden Hochbegabungen schon vor dem regulären Schuleintrittsalter festgestellt. In dieser Phase der kindlichen Entwicklung sollte unbedingt auf eine kindgerechte Entwicklung geachtet werden.

Eine schnell aufgebaute Leistungserwartung der Eltern bzw. des gesamten Umfelds können dem Kind in seiner Persönlichkeitsentwicklung schnell schaden. Psychische Probleme oder gar Störungen sind bei einer zu hohen Anforderung an das Kind, denen es nicht entsprechen kann, oft die Folge. Wichtig ist also in jedem Fall immer auch ein ausreichendes Maß an Ausgleich und Erholung zur Leistungserbringung für das Kind oder den Jugendlichen bereitzuhalten. Das sollte primär in der Verantwortlichkeit der Eltern liegen.

Wenn ein hochbegabtes Kind jedoch entsprechend seiner Potentiale und Interessen bedarfsgerecht gefördert wird, ist solch eine Förderung für das Kind ein Segen. Hochbegabungen zu erkennen ist die eine Herausforderung an Pädagogen in den Kindertagesstätten und Schulen und auch an die Eltern.

Die erkannte Hochbegabung dann aber auch entsperchend weiterzuentwickeln und dem Kind neue Perspektiven zu eröffnen, ist eine andere Sache. Strukturelle Veränderungen gehen oft mit der Förderung eines hochbegabten Kindes einher.

So ist ein Schulwechsel, evtl. in einen anderen Stadbezirk oder gar in eine andere Stadt, mit mehr oder minder aufwendigen logistischem Einsatz der Eltern verbunden. Sollte das Kind sogar in einer wohnortfernen Stadt die neue geeignete Schule besuchen, geht dies nicht selten mit der Unterbringung in einem Internat einher. Hier kommen neue finanzielle Ausgaben für Aufnahme im Internat und die weitere Unterbringung auf die Eltern zu. Für die eigentliche Beschulung an einer für hochbegabte Kinder spezialisierte Schule kommt in den meisten Fällen das zu zahlende Schulgeld hinzu.

Also ist die elterliche Förderung von hochbegabten Kindern in vielen Fällen auch eine monetäre Herausforderung. Dies gilt es bei den emotionalen Auswirkungen einer Trennung des Kindes vom elterlichen Hafen für den Zeitraum der besonderen Beschulung für alle Beteiligten zu bedenken. Um wirklich jedem hochbegabten Kind die entsprechende Förderung zuteil werden lassen zu können, stellt die östereichische Regierung ein Förderprogramm mit dem Ziel bereit, jedem förderfähigen Kind seine bestmögliche Hochbegabtenförderung zu teil werden zu lassen.

Umfangreiche Informationen über die monetäre Unterstützung von Eltern hochbegabter Kinder sind auf der Website des Östereichischen Zentrums für Begabtenförderung und Begabungsforschung zu finden.

Hier sind nicht nur die Kontaktmöglichkeiten zu den richtigen Ansprechpartnern aufgezeigt sondern auch alle Informationen rund um die Arbeitsfelder und Struktur des ÖZBF. Interessierte Eltern und Schüler sowie Studierende können sich auf der Webpräsenz des ÖZBF umfassend informieren.

Forschung, Beratung und Strukturentwicklung auf dem Gebiet der Begabtenförderung

Eine unverzichtbare Institution, die federführend in der Förderung von begabten und hochbegabten Schülern ist das Östereichische Zentrum für Begabtenförderung und Begabtenforschung.
Seit elf Jahren existiert dieses Zentrum, kurz ÖZBF. Geführt wird das Zentrum in der Unternehmensform als Verein. Die beiden Bundesministerien für Unterricht, Kunst und Kultur sowie für Wissenschaft und Forschung sind für die Finanzierung des Vereins zuständig.

In den Mittelpunkt seiner Arbeit hat das ÖZBF die Förderung und Unterstützung begabter und hochbegabter Kinder und Jugendlicher gestellt. Ganzheitliche Begabtenförderung und ihre Weiterentwicklung in Östereich stehen dabei besonders im Focus. Internationale Vernetzung ist ein wichtiger Schwerpunkt der erfolgreichen Begabtenförderung.

Als Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis steht das ÖZBF in Kooperation mit zahlreichen Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland den Kindern und Jugendlichen zur Verfügung. Kreativität, ein hoher Qualitätsanspruch sowie Wissenschaftlichkeit und systemisches Denken bilden den Wertekreis, an dem sich die Arbeit des ÖZBF hauptsächlich orientiert.

Als Vision des ÖZBF kann eine Gesellschaft gesehen werden, in der Individualität eines jeden Menschen wertgeschätz wird. Entsprechend seiner eigenen persönlichen Entwicklungs- und Lernbedürfnissen soll jeder Mensch individuell gefördert werden. Das Bewustsein für den Wert von Begabung soll entwickelt und somit soziale Zugehörigkeit geschaffen werden. Autonomie und Chanchengleichheit spielen hierbei eine wichtige Rolle.